Eine gesellige Backstube verknüpft Beschäftigung und Generationen übergreifenden Austausch mit finanziellem Zugewinn für Senior*Innen
Omas Kuchen schmeckt immer noch am besten. Die traditionellen Rezepte, die jahrzehntelange Backerfahrung und die Liebe zum Detail lassen so manch einen Konditor alt aussehen. Viele verbinden den Kuchen bei Oma mit Erinnerungen an Kindheit und Heimat. Doch das Bild der Großmutter, die jedes Wochenende der Familie und den Enkeln einen Kuchen backt, gehört oft der Vergangenheit an. Stattdessen ist das Leben der über 60-jährigen immer mehr geprägt von Einsamkeit und Isolation. Für viele Menschen stellt sich mit dem Austritt aus dem aktiven Arbeitsleben auch ein Gefühl des Nicht-mehr-gebraucht-Werdens ein und Altersarmut wird für immer mehr Senior*Innen zum Problem.
Das Sozialunternehmen Kuchentratsch möchte etwas gegen dieses Problem machen – mit einer Backstube für Senior*Innen. Seit 2014 bietet Gründerin Katharina Mayer eine Anlaufstelle, in der Beschäftigung, generationenübergreifender Austausch und finanzieller Zugewinn miteinander verknüpft werden. Das Backen von Kuchen in guter Gesellschaft und mit Platz für so manchen Tratsch steht dabei im Vordergrund. Mitmachen können alle, die sich schon im Ruhestand befinden. Mehr als 30 Senior*Innen arbeiten bei Kuchentratsch – und übernehmen so Verantwortung in einem Unternehmen, für das ihre Ideen, ihr Wissen und ihre Fertigkeiten von maßgeblicher Bedeutung sind – und dementsprechend wertschätzt.
Gebacken wird bei Kuchentratsch jeden Vormittag und wenn besonders viel los ist auch nachmittags. Aus rund 75 Kilo Mehl und Zucker sowie eintausend Eiern entstehen so pro Woche über 150 Kuchen. Die werden dann an der Backstube verkauft, für Firmen zu Cateringanlässen aufgetischt, oder auf Einzelbestellung an Privatleute in München und Deutschland verschickt. Die Kuchenauswahl ist riesig – Jede Senior*In bringt eine Vielzahl an Rezepten mit, für die man sich bei der Bestellung entscheiden kann. Und den backen sie auch selbst, in ihrem persönlichen Tempo und so wie sie ihn am liebsten mögen. Die Senior*Innen arbeiten dabei nicht nach festen Vorgaben, sondern können sich individuell, flexibel und selbstständig in den Dienstplan eintragen und sich auch in anderen Bereichen, wie dem Verpacken und Ausfahren der Ware einbringen. Die Senior*Innen sind dabei auf 450-Euro-Basis angestellt. Doch neben diesem Verdienst ist vor allem das Gefühl der Freude an der Arbeit und der Wertschätzung für viele Senior*innen ausschlaggebend.
(c) Bilder: David Freudenthal