Mit einer großen Raddemo will das Bündnis „Radentscheid München“ ein Zeichen für die Verbesserung der Fahrradinfrastruktur in der Stadt setzten
Der Verkehr ist in Deutschland für rund 20 Prozent des Ausstoßes der Treibhausgase verantwortlich und leistet damit einen erheblichen Beitrag zur Klimaerwärmung – Tendenz steigend. Innerhalb des Verkehrssektors fällt die Umweltbilanz des motorisierten Individualverkehrs, also der individuellen Nutzung von Automobilen, besonders gravierend aus. Hier kommen pro Kopf mehr Emissionen, ein höherer Flächenverbrauch und ein größeres Verkehrsaufkommen zusammen, als bei allen anderen Mobilitätsformen. Hinzu kommen Gesundheitsschäden durch Lärm, Abgase und Verkehrsunfälle. Oft wird daher gefordert, dass die Nutzung des Autos zurückgehen muss, zugunsten von anderen Verkehrsträgern, die emissionsärmer, energiesparender und umweltverträglicher sind.
Doch das ist gar nicht so leicht! Denn in den meisten deutschen Städten wurde dem Auto die oberste Priorität in der Gestaltung des öffentlichen Raumes zugestanden. Andere Formen der Mobilität dagegen mussten zurückstecken, was ihre Nutzung oft bis heute unattraktiv wirken lässt. Fußgänger*innen sind gezwungen Umwege, Über- oder Unterführungen und lange Wartezeiten an Ampeln auf sich zunehmen. Radelnde müssen sich oft auf schmale Radwege zwängen, eingekeilt zwischen vorbeirauschenden Autoverkehr, sich öffnenden Türen parkender Autos und schließlich Fußgänger*Innen. Dies stellt eine Gefahr für sie selbst und andere dar. Der öffentliche Personennahverkehr steckt zusammen mit den Autos im Stau fest oder musste in den Untergrund weichen – eine aufwändige und teure Lösung, die nicht überall umsetzbar ist. Damit nimmt das Konzept der autogerechten Stadt ihren Bewohnern die Möglichkeit, sich frei und sicher in ihr zu bewegen und sie damit zu beleben – eine planerische Sackgasse.
In München hat sich ein breites Bündnis zusammengeschlossen, das für Fahrradfahrer*Innen die Infrastruktursituation verbessern möchte – und so den Beginn eines Wechsels der Verkehrsmittel einläuten möchte. Initiiert von den politischen Parteien Bündnis 90/DIE GRÜNEN, DIE LINKE München und ÖDP München und den NGOs Bund Naturschutz – Kreisgruppe München, Green City e.V. und ADFC München hat das Bündnis ein Bürgerbegehren angestoßen, durch das beim Münchner Stadtrat eine Verbesserung der Fahrradinfrastruktur erwirkt werden soll. Bis Sonntag, den 30. Juni kann sich hierzu noch in die Unterschriftenlisten eingetragen werden. An diesem Tag bietet sich auch die Chance, einmal mitzuerleben, wie es sich anfühlt, wenn Radfahrenden einmal genug Platz in der Stadt zugestanden wird: Bei der Rad-Ringdemo wird der Mittlere Ring, die wichtigste Verkehrsschlagader Münchens, für den Demonstrationszug auf Fahrädern für Autofahrer gesperrt.