fairafric stellt die fairste Schokolade der Welt her. Wie? Indem sie die „Speise der Götter“ komplett in Ghana produzieren.
116 Tafeln Schokolade pro Jahr isst der Deutsche im Durchschnitt. Damit liegt der Konsum hierzulande noch über dem der Schweiz. Doch die Basis für Schokolade, die Kakaobohne, kommt ganz woanders her. Ursprünglich wuchs der Kakaobaum im nördlichen Südamerika, sowie in Mittelamerika. Die Frucht wurde von den Maya und Azteken auch als „Speise der Götter“ bezeichnet. Mittlerweile hat sich die Produktion aber vor allem nach Westafrika verschoben – etwa 70 Prozent der Kakaobohnen kommen aus diesen Regionen, mit der Elfenbeinküste und Ghana an der Spitze. Das Problem: Der Preis für die Kakaobohnen ist so niedrig, dass viele Bauern ums Überleben kämpfen müssen – nicht nur die konventionellen Bauern, sondern auch die, die nach Fairtrade-Standards arbeiten.
Die Schokolade von fairafric kommt aus Ghana, aber eben: nicht nur die Kakaobohnen, sondern die gesamte Schokolade. Der Gründer des Start-Ups, Hendrik Reimers, ist ein bekennender Schokoladenliebhaber, ein Hobby-Chocolatier und Afrikafan. Nach seinem BWL-Studium hat er erst eine ganz klassische, betriebswirtschaftliche Karriere gemacht und hat bei großen Firmen wie SAP und IBM gearbeitet. Anfang 2016 kam Marc Schiff-Francois zum fairafric-Team dazu, der dieses bis Ende 2018 begleitete und mittlerweile auf Grund eines privaten Ortswechsels nicht mehr mit dabei ist.
Schokolade made in Africa
Auf die Idee mit der Schokolade kam Hendrik als er ein Jahr mit seiner Freundin in Kairo lebte. Von dort aus unternahm er viele Reisen durch Afrika. Als er eine Zeit bei einer Kaffee-Kooperative in Uganda verbrachte, merkte er, wie sehr das die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort verbesserte. Wäre das nicht auch mit Kakao und Schokolade möglich? Diese Idee ließ ihn nicht mehr los. Zurück in Deutschland arbeitete erst noch einmal bei einem Software-Start-Up, um sich ein Startkapital zusammenzusparen. Nebenher baute er seine Kontakte in Afrika aus und machte in seiner Küche in München Experimente mit eigens hergestellter Schokolade – von der Kakaobohne bis zur Tafel.
In Ghana fand Hendrik Ende 2015 ein halbstaatliches Unternehmen, dass auch Schokolade produzierte – kleine, 20-Gramm-Täfelchen thermoresistenter Schokolade für den lokalen Markt. Hendriks Idee: die Schokolade vor Ort zu produzieren, damit mehr von der Wertschöpfungskette im Land bleibt. Denn der Gewinn an der Schokolade, 70 Prozent um genau zu sein, bleibt normalerweise bei den Schokoladenproduzenten. Die Kakaobauern bekommen weniger als zehn Prozent des Preises einer verkauften Schokolade. Selbst die Fairtrade-Zertifizierung bringt den Bauern nur wenige Cent mehr ein als der Verkauf von konventionellen Kakaobohnen.
Um die Idee voran zu treiben und die ersten Tafel produzieren zu lassen, startete Hendrik im August 2016 eine Kickstarter-Kampagne – ein voller Erfolg. Fairafric will aber viel mehr, als nur Schokolade produzieren. Hendrik sieht sich und sein Team als Mittelsmänner an. Vor Ort arbeiten nur Ghanaer und die Kakao-Kooperative hat sogar eine Frauenquote von 50 Prozent. fairafric hilft ihnen, einen Fuß in den westlichen Markt zu bekommen, der ihnen sonst versperrt wäre. Mittlerweile hat das Start-Up eine so große Fangemeinde, dass sie im April 2017 und im Oktober 2018 weitere Kickstarter-Kampagnen starteten und beide Male mehr als doppelt so viele Gelder bekamen, wie als Mindestsumme benötigt wurde. Durch die Kampagnen war es fairafric möglich, mehr Sorten anzubieten – seit der zweiten Kampagne auch in der klassischen 100-Gramm-Packung – und auch mit einem Bio-Siegel zu versehen. Außerdem arbeitet das Team seit einer Weile an einer kompostierbaren Verpackung.
Fair in allen Situationen
Die letzte Lieferung von fairafric hat die Vorgaben für die Bio-Zertifizierung leider nicht erfüll. Die Kakaobohnen der Partnerkooperative Yayra Glover, mit der sie arbeiten, haben die Bio-Standards nicht erfüllt und konnten daher kein Bio-Siegel bekommen. Hendrik beschloss, trotzdem ihre Ware zu kaufen und ihnen den Bonus von 600$ pro Tonne Bio-Kakaobohnen auszuzahlen. Schließlich sind er und sein Team auch eine soziale Verantwortung mit der Kooperative eingegangen – und die nächste Charge wird dann auch hoffentlich wieder Bio sein. Auch auf die weiteren Zutaten der Schokolade wird viel Wert gelegt. Nicht immer ist es möglich Fahrtwege zu vermeiden und nur afrikanische Produkte zu nutzen, da sie oft schwer in Bio-Qualität zu bekommen sind – Milchpulver wird in Afrika beispielsweise so gut wie gar nicht genutzt und daher kommt es für die fairafric-Schokolade von einem Demeter-Hof im Berchtesgadener Land. Den Zucker wird aber es wahrscheinlich schon 2019 aus Afrika geben.
Um das ganze Unternehmen noch fairer zu machen, ist Hendrik Ende 2018 noch einen großen Schritt weitergegangen. Er hat eine Stiftung gegründet und im Zuge der Kickstarter-Kampagne konnten die Käufer Farmer-Anteile an fairafric verschenken. Damit werden die Farmerinnen und Farmer der Kakaobohnen in Zukunft auch an den Gewinnen des Start-Ups beteiligt sein.
(c) Alle Bilder fairafric