Über ein Thema gibt es mehr Unklarheit als gedacht: ökologischer Landbau. Grund genug, sich ein Projekt anzusehen, das genau das ändern will.
Ob über die Gefahr von Pestiziden wie Glyphosat oder über die Überzüchtung und die schlechten Lebensbedingungen in der Massentierhaltung – geht es um das Thema Landwirtschaft, gibt es einiges zu diskutieren. Unbestritten ist jedoch: sollen zukünftige Generationen von einer lebenswerten Tier- und Umwelt profitieren, ist ein verantwortungsbewusster und ressourcenschonender Umgang mit ihnen unausweichlich. Konkret gehört dazu etwa der Verzicht von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln sowie eine artgerechte Tierhaltung mit Auslauf statt Käfig und Vielfalt statt Billigfleisch. Für solch einen ökologischen Landbau braucht es ein Bewusstsein, ein Umdenken in der Gesellschaft. Leichter gesagt als getan, denn schon die jüngsten unter uns wissen oftmals nicht, wo das Schnitzel auf ihrem Teller eigentlich herkommt.
Genau dagegen wollen Daniel Wack und Marius Bastuck etwas unternehmen und haben dafür den gemeinnützigen Verein „Grüne Pause“ ins Leben gerufen. Die Gründer haben es sich dabei zur Aufgabe gemacht, mithilfe von erlebnispädagogisch begleiteten Freizeitangeboten, ein größeres Bewusstsein für die Entstehung von Lebensmitteln, Natur- und Umweltschutz entstehen zu lassen – kurzum: einen nachhaltigen Lebensstil zu vermitteln. Dafür bietet der Verein für Kindergartengruppen und Schulklassen mitunter ein Angebot aus Ferienprogrammen, Übernachtungen im Zeltlager und tiergestützter Pädagogik an und die sollen vor allem eines sein: Mitmachprogramme. „Es wichtig, dass wir nicht nur zeigen, wie eine Kuh aussieht und wie sie Milch gibt, sondern dass die Kinder wirklich die Abläufe, die auf dem Bauernhof passieren, auch selbst ausprobieren, miterleben und erfahren können“, erklärt Daniel.
Meist im Rahmen von schulischen Wander- und Projekttagen heißt es dann für die Kinder bereits morgens um sieben Uhr: mit anpacken im Stall. Dabei werden sie von mindestens zwei Teammitgliedern pädagogisch begleitet. Dazu gehört auch das ganze Team vom Biolandhof Wack. Die von Daniel zusammen mit seinen Eltern und Bruder geführte Hofgemeinschaft, liegt inmitten des saarländischen Bliesgau und wird seit 1984 nach Bioland-Richtlinien geführt. Dort hat auch Grüne Pause seit seiner Gründung eine Heimat gefunden. Das war im Jahr 2016, nach ein paar beruflichen Umwegen von Daniel und Marius.
Denn ursprünglich wollte Daniel Kinder -und Jugendpastor werden, merkte aber bereits am Ende des dafür notwendigen Theologiestudiums, dass ein Leben als kirchlicher „Schäfchenhüter“ nicht zu ihm passt. Der Wunsch mit Kindern- und Jugendlichen zu arbeiten aber blieb und führte ihn für ein weiteres Studium der Sozialen Arbeit nach München. Da aber ebenso klar war, danach zum Bauernhof der Familie zurückzukehren, lag es nahe, einen Weg zu finden, pädagogische Arbeit mit der Arbeit auf dem Hof zu verbinden. Die Idee um Grüne Pause war geboren. Bis zur konkreten Gründung vergingen aber nochmals zwei Jahre, bis dahin lief ein erstes Angebot unter dem Namen des Familienbetriebs. Auch Marius – Daniels bester Freund – kam über Umwege zum Projekt. Der gelernte Polizist war jedoch von Beginn an von Daniels Idee begeistert, was ihm letztlich zur Mitgründung bewegt hat. Mittlerweile hat er dafür eine zusätzliche Ausbildung zum Natur- und Wildnispädagogen absolviert.
Auch sonst ist seitdem ist viel passiert, denn das zweite Jahr nach der Gründung des Vereins war gleichzeitig auch das bisher erfolgreichste. Ein Grund dafür ist, dass es bundesweit zwar einige ähnliche Projekte gibt, im Saarland sowie im benachbarten Rheinland-Pfalz man nach ihnen jedoch fast vergeblich sucht. Für Grüne Pause bedeutet das Fluch und Segen zugleich, denn einerseits ist das Projekt so explosionsartig bekannt geworden, anderseits ist die Nachfrage, vor allem als kleiner Verein, kaum zu managen. Ein weiterer Grund für den Erfolg des Projekts ist: es kommt gut an. „Die Erfahrung, die die Kinder machen, ist durchweg positiv. Ich kann mich an keine Gruppe erinnern, die aus irgendeinem Grund unzufrieden oder unglücklich war“ lautet Daniels Antwort auf die Frage der Resonanz ihrer Arbeit. Dass ihre Arbeit aber nur ein Anfang sein kann, weiß er auch: „Wenn ich Kinder auf dem Hof habe, die nicht einmal wissen, warum ein Huhn ein Ei legt, dann brauche ich nichts von den Grundsätzen ökologischer Landwirtschaft erzählen, das wäre zwei Schritte zu weit. Was wir auf dem Hof machen, ist erstmal Basics zu schaffen. Die Kinder nehmen auch was davon mit, aber ich habe nicht die Illusion, dass sie dann alle plötzlich überzeugte Bio-Konsumenten sind.“
Um das Projekt zu finanzieren erhält der Verein, neben den Einnahmen der Gruppen, Fördergelder einer Stiftung. Diese Geldern bieten zudem den Vorteil, die Preise so niedrig wie möglich zu halten um so auch zugänglich für Kinder aus Familien zu bleiben, die sich einen Aufenthalt nicht leisten können oder wollen. Vom Projekt allein leben, kann aber noch keines der Teammitglieder. Was Daniel angeht, ist das auch nicht das Ziel. Für ihn ist die gleiche Aufteilung zwischen den Aufgaben bei Grüne Pause und den laufenden Aufgaben am Hof genau richtig. Ausschließen will er jedoch nicht, dass etwa Marius noch stärker in die Arbeit involviert und Grüne Pause noch intensiver betrieben wird. Langweilig wird es in Zukunft jedenfalls nicht. So sind Daniel und Marius gerade auf der Suche nach einem Zirkuszelt, sozusagen als mobile Räumlichkeit für die Grüne Pause. „Das ist einfach die sinnvollste Lösung für uns – so ein Zelt macht optisch viel her, ist stabil und wir können damit Aufwand und Kosten am niedrigsten halten“, sagt Daniel. Geplant ist außerdem der Aufbau einer eigenen Website. Die war aufgrund des bisherigen Erfolgs noch gar nicht nötig. Wer kann das schon von sich behaupten?
Titelbild: (c) Grüne Pause