Für das bloße Auge nicht sichtbar, aber trotzdem gefährlich: Legionellen. Das Start-Up LegionellEX hat einen Weg gefunden, diese nachhaltig zu bekämpfen.
Jährlich werden 6.000 Infektionen mit Legionellen in Deutschland gemeldet – die Dunkelziffer liegt laut Experten jedoch wesentlich höher. Die Schätzungen reichen von 15.000 bis zu 30.000 pro Jahr. Gerade ältere und schwächere Menschen können an der dadurch ausgelösten Lungenentzündung – der sogenannten Legionärskrankheit – sterben. Bisherige Methoden sind aufwendig, kostenintensiv und nicht besonders nachhaltig. Die Masterstudierenden Maximilian Hechtl, Alexander Straßer und Stefan Hauers haben einen Prototyp entwickelt, der das ändern soll.
Den Grundbaustein legte bereits viele Jahre zuvor Maximilians Vater – ein emeritierter Professor der Priceton University. Maximilian setzt nun, zusammen mit seinem Freund Alexander und Stefan, die theoretischen Überlegungen seines Vaters in die Tat um. Den Prototypen wirklich zu testen, war für die zwei Bauingenieur- und dem TUM-BWL Studenten jedoch schwieriger als erwartet, sagte Alex: „Es hat wahnsinnig lange gedauert, ein zertifiziertes Labor zu finden, das der Sicherheitsstufe für die Arbeit mit Legionellen entspricht. Als pathogene Keime, muss man mit der Handhabung sehr vorsichtig sein.“ Nach häufigem Rumtelefonieren, sind sie nach einem halben Jahr im Klinikum Rechts der Isar in München fündig geworden. Der Vorteil dabei war auch, dass dort bereits mit Legionellen gearbeitet wird. „Die darf man natürlich nicht einfach bestellen, sondern muss genau angeben, warum man sie braucht, bevor man die Erlaubnis bekommt, sie auch zu züchten“, erklärte Alex.
Wenig bis gar keine Unterstützung gab es von den Professoren und Lehrstühlen anderer Universitäten, ebenso wenig von der eigenen. Und das, obwohl diese geeignete Labore zur Verfügung haben. „Am Anfang haben wir unseren Plan durchgesprochen und dachten, dass wir innerhalb eines dreiviertel Jahres gründen können. Das ist nun fast zwei Jahre her. Das lag vor allem an der Bürokratie und den langen Wartezeiten“, sagte Alex.
Gerade ist ihr Prototyp in der Phase der Patentierung – zu viel verraten können sie daher nicht. Außer, dass die Legionellen hydrodynamisch-mechanisch zerstört werden. Also ganz ohne Chemie oder Erhitzung des Wassers – Methoden, die normalerweise bei Legionellen angewendet werden, aber weder gut für die Umwelt, noch sehr kostengünstig sind. „Ich vergleiche unsere Methode gerne mit der Taucherkrankheit“, sagte Max. „Wenn ein Taucher tief unten im Wasser einatmet, dann löst sich der Sauerstoff im Blut. Die Bläschen, die sich dabei bilden, haben mehr Masse, als an der Oberfläche. Beim Auftauchen expandieren die Gase, weil der Gegendruck fehlt und das Blut dann anfängt zu schäumen.“ Dasselbe passiert schlussendliche den Legionellen mit dem Gerät von LegionellEX.
Finanziert wird das Labor vor allem durch die Unterstützung der UnternehmerTUM. Weitere Fähigkeiten, die sie für die Herstellung des Prototyps brauchten, wurden ihnen im MakerSpace der TU München vermittelt, was durch ein Stipendium der Hans Sauer Stiftung ermöglicht wurde. Interessenten für ihr Gerät gibt es bereits viele – und es lässt sich auch mit großer Wahrscheinlichkeit auf andere Bakterien übertragen. „Für uns ist der Aspekt der Nachhaltigkeit essenziell. Wir machen eben nicht ein tolles neues Auto, sondern etwas, womit man effizient Wasser reinigen kann. Das ist auch für Entwicklungsländer interessant und wichtig“, sagte Alex.
(c) Alle Bilder Sebastian Preiß