Soziale Unternehmen und Initiativen wollen mit ihren Ideen die Welt ein Stück besser machen. Ob das letzten Endes gelingt, können konkrete Fakten verraten.
Wer einen echten sozialen Mehrwert schaffen will, sollte mit echten sozialen Absichten beginnen. Man muss es also wollen, gesellschaftliche Ungleichgewichte wieder ins Lot zu bringen oder Schützenswertes zu erhalten. Aber ein Wollen allein reicht oft nicht aus, zumindest dann nicht, wenn es um die Begründung und Rechtfertigung des eigenen Vorhabens geht – was dann zählt, sind konkrete Fakten. Für Start-Ups und Non-Profit Organisationen, die das Wort „sozial“ in ihrer Beschreibung tragen, zählt am Ende des Tages, ob die gesetzten Ziele Früchte tragen, also ganz real und ganz konkret Wirkung zeigen. Ist von einer solchen Wirkung die Rede, fällt oft der Begriff des „Social Impact“.
So ein Social Impact lässt sich an vielen Stellen messen, denn soziale Veränderungen sind meist an ökonomischen und ökologischen Kennzahlen gekoppelt und andersherum. So ist es nicht schwer zu erkennen, dass beispielsweise die Förderung von nachhaltigen Mobilitätskonzepten vorhandene Schadstoffwerte in der Luft minimiert und damit die Lebensqualität in Großstädten verbessert. Gleichzeitig können mit neuen Mobilitätskonzepten neue Jobs geschaffen und reduzierte Unterhaltskosten erzielt werden, was wiederum einen besseren Zugang zu Mobilität ganz allgemein bedeuten kann. Ein Hersteller von Elektroautomobilen kann so etwa seinen Social Impact in geschaffenen Arbeitsplätzen, reduzierten Rohstoffverbräuchen oder erhöhten Verkaufszahlen konkret messbar machen.
Welchen Nutzen hat die soziale Impact-Messung?
Impact- oder Wirkungsmessungen helfen Social Entrepreneuren auf dem richtigen Pfad zu bleiben. Das ist im Grunde nicht neu. So gehört es zu den Grundlagen jeder erfolgreichen Unternehmensführung, regelmäßig relevante Finanzkennzahlen zu analysieren, um etwa den eigenen Gewinn maximieren zu können.
Sozialunternehmen und -initiativen verfolgen ihre Ziele auf ganz ähnliche Weise – nur eben mit einem Blick auf nachhaltige Ziele. Aber warum eigentlich? Das eigene Handeln kann so besser reflektiert werden und das Verhältnis von Kosten und Nutzen besser abgeschätzt werden. Das gilt im Besonderen für die Kommunikation mit bestimmten Stakeholdern. So bietet die Messung und Darstellung des eigenen Social Impacts folgende Vorteile:
- Mitarbeiter*innen und Teilhaber*innen können mit Hilfe konkreter Fakten besser über strategische Entscheidungen informiert werden.
- Gegenüber Förder*innen und Geldgeber*innen können konkrete Fakten helfen, die eigene Ziele und Entscheidung besser zu argumentieren.
- Die Öffentlichkeit kann besser für bestimmte Themen sensibilisiert werden.
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Mehr InformationenAber Achtung! Mag der beschriebene Nutzen auch groß sein, hat die Sinnhaftigkeit der Social Impact-Messung auch ihre Grenzen. Eine bloße Fokussierung von geleisteter Wirkung und erzieltem Ergebnis sagt über die Sinnhaftigkeit und Wert der geleisteten Arbeit an sich nichts aus. Wichtige interne Faktoren, wie die Gleichbehandlung am Arbeitsplatz oder faire Arbeitsbedingungen im Allgemeinen können so bei der Ergebnismessung kaum berücksichtigt werden.
Auf die Methode kommt es an
Um den eigenen Social Impact messbar zu machen, werden – je nach Sachverhalt – sogenannte quantitative und qualitative Indikatoren benötigt, die eine soziale Wirkung in konkreten Zahlen und Aussagen „anzeigen“ können. Zudem gilt: Unternehmen und Initiativen sind in ihrer Arbeit und Ausrichtung sehr vielseitig. Somit ist auch die Komplexität möglicher Indikatoren nicht zu unterschätzen. Und während einige Wirkungen geplant und gewollt sind, können sich auch unvorhersehbare, oftmals unerwünschte Nebenwirkungen ergeben. Eine gute Methode Ordnung ins Chaos zu bringen, ist der Ansatz des Social Return on Investment oder kurz: SROI. Hierbei handelt es sich um einen Ansatz, der darauf abzielt, gesellschaftliche Missstände zu minimieren und gleichzeitig Nachhaltigkeitsziele zu maximieren, indem soziale und ökologische Aspekte in wirtschaftliche Kosten und Nutzen integriert werden. Monetäre Ziele werden hier zum Mittel statt Zweck und dienen im besten Falle zur Umsetzung sozialer Absichten.
Die Analyse selbst kann dabei viele verschiedenen Formen annehmen. Sie kann rückwirkend oder zukunftsbezogen ausgerichtet sein, genauso kann die soziale Wirkung eines gesamten Unternehmens oder aber die sozialen Aspekte eines einzelnen Projektes bewertet werden. Hinzu kommen noch Einschränkungen und Faktoren wie das sogenannte „Deadweight“, das als den Teil des Social Impacts begriffen werden kann, der sowieso, auch ohne eigenes Handeln existiert. Der besagte Hersteller von Elektroautomobilen muss beispielsweise ebenso berücksichtigen, dass auch ohne dem eigens produziertem Gefährt sich der Anteil regenerativer Energie am bestehenden Energiemix erhöht. Doch der Wandel zu mehr Nachhaltigkeit durch neue Mobilitätskonzepte ist nur ein Beispiel von vielen. In jedem Fall aber muss eine Impact-Messung anhand einer internen und externen Perspektive erfolgen. Denn die soziale Wirksamkeit des eigenen Vorhabens zu messen, bedeutet letztlich den eigenen Erfolg oder Misserfolg gesteckter Zielsetzungen herauszufinden.
Soziale Akteure sollte zudem darauf achten, bei der Durchführung der SROI-Methode transparent vorzugehen, um intern wie extern die eigenen Rechtfertigungsstrategien glaubhaft und nachvollziehbar gestalten zu können. Auch sollten alle wichtige Stakeholder in die Analysen einbezogen werden und das eigene Bemühen auf die wesentlichen Dinge beschränkt werden. Wer diese Grundvoraussetzungen erfüllt, kann sich bei der eigenen Analyse an den folgenden Schritten orientieren:
Schritt 1: Lege fest, für wen du was untersuchen willst
Zu Beginn sollte natürlich klar sein, was eigentlich analysiert werden soll und welche Personen oder Interessengruppen dabei eine wesentliche Rolle spielen und deshalb mit ins Boot geholt werden sollten. So können vor allem Investoren eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, genügend finanzielle Mittel zur Durchführung der Analyse zur Verfügung zu stellen. Um auch wirklich alle wichtiger Interessensvertreter*innen zu erfassen, sollte eine Liste mit allen Personen und Institutionen erstellt werden, die aktive und passiv vom eigenen Handeln betroffen sind. Der Umfang sowie die Zielsetzung der SROI-Analyse können anhand der Beantwortung der folgenden Fragen bestimmt werden:
- Was will ich mit der SROI-Analyse bezwecken?
- Warum will ich den Analyse-Prozess eigentlich beginnen?
- Wen möchte ich mit meiner Impactmessung erreichen?
- Welche grundsätzliche Vision hat die eigene Organisation oder Projekt?
- Welche internen Ressourcen, wie etwa Personal oder Geld, benötige ich?
Schritt 2: Erstelle eine Impact Map
Im nächsten Schritt soll mithilfe der ermittelten Stakeholder eine sogenannte Impact Map erstellt werden. Sie beschreibt, welche Ressourcen durch das eigene Start-up oder Projekt beansprucht (Input) und welche Resultate dabei erzielt werden (Output). Ziel dabei ist vor allem den hervorgerufenen sozialen Wandel anhand der eingesetzten Mittel (Outcome) bestimmen zu können. Eine hilfreiche Vorlage mit zusätzlichen Erklärungen zur Erstellung einer Impact Map gibt es hier zum Download
Schritt 3: Bestimme die richtigen Indikatoren
Grundsätzlich dürfte gelten: Social Impact bewirkt sozialen Wandel. Dabei stellt sich vor allem die Frage: Wie lässt sich herausfinden, ob auch wirklich ein Wandel entstanden ist? Für die Antwort kommen hier nun die besagten Indikatoren ins Spiel. Dabei gilt grundsätzlich: Ein guter Indikator sollte immer anzeigen, ob überhaupt eine Wandel stattgefunden hat und in welchem Ausmaß. Aber Vorsicht! Der richtige Indikator muss nicht zwangsläufig dort gefunden werden, wo bereits Daten vorhanden sind. Das heißt: Etwas, das leicht zu messen ist, liefert nicht zwangsläufig wichtig Informationen über die erzielte Wirkung des eigenen Vorhabens. Geeignete Daten müssen oft erst noch ermittelt werden. Dabei ist zu beachten, ob die eigenen Impact-Messung rückwirkend oder vorhersagend sein soll. Das ist nicht unwesentlich, denn davon ist abhängig, ob die benötigte Datenquelle externer oder interner Natur ist. Soll etwa der Impact eines in Zukunft geplanten Projektes gemessen werden, ist es hilfreich auf Erfahrungen und Auswertungen ähnlicher Projekte zurückzugreifen oder Daten über öffentlichen Rahmenbedingungen zu sammeln. Geeignete Quellen findet man etwa bei:
- Regierungsorganisationen (z. B. Umweltbundesamt, statistischen Bundesamt)
- Nahstehende Interessensverbänden (z. B. SEND e.V.)
- Veröffentlichungen von Bildungseinrichtungen (z. B. Universitäten, Fachhochschulen)
Soll dagegen mit der Impact-Messung rückwirkend, das heißt, der Erfolg oder Misserfolg bereits getaner Arbeit gemessen werden, dann ist es sinnvoll die eigene Datenrecherche intern zu starten. Gewöhnlich lassen sich diese im eigenen direkten Umfeld finden. Geeignete Methoden dafür sind dafür etwa:
- die Durchführung persönlicher Interviews
- das Abhalten von Workshops und Seminaren
- die Informationsbeschaffung durch Fragebögen
Ob intern oder extern – die Bewertung der nun ermittelten Ergebnisse muss anhand der in Schritt 1 gestellten Fragen erfolgen. Wichtig dabei ist zu berücksichtigen, dass manche Indikatoren länger brauchen um Erfolge anzuzeigen, als andere.
Schritt 4: Präsentiere deine Ergebnisse
Am Ende der Analyse steht die Kommunikation der eigenen Ziele im Vordergrund und somit die des Einflusses, der auf die Lösung eines gesellschaftlichen Problems ausgeübt wird. Kurzum: Man kann der Welt zeigen, was mit dem eigenen Projekt erreicht wurde oder erreicht werden soll. Zu welchen Zweck das eigene Reporting auch genutzt wird, ein Reporting sollte immer aus qualitativer und quantitativer Perspektive erfolgen. Darüber hinaus sollte es die Geschichte der eigenen Entscheidungen und den damit bezweckten Wandel erzählen können – aussagekräftig und transparent.
Du willst dich gleich an die Arbeit machen, hast aber noch offene Fragen? Kein Problem – alle hier beschriebenen Schritte entstammen aus dem Guide to Social Return on Investment. Dieser ist frei zugänglich und bietet zusätzliche Praxisbeispiele, Tipps und Hinweise, wie du den Social Impact deines eigenen Vorhabens erfolgreich messen und kommunizieren kannst. Außerdem findest du weitere Information und Anleitungen zur Steigerung deines Social Impacts hier.