Eine Methode um richtig die eigenen Stärken und Schwächen gegen äußere Risiken und Chancen abzuwägen.
Was ist die SWOT-Analyse und wofür brauche ich sie?
Die SWOT-Analyse steht für die objektive Betrachtung der Strenghts (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Risiken) eines Unternehmens und ist ein wesentlicher Bestandteil eines guten Businessplans. Die Methode ermöglicht es, die Stärken und Schwächen eines Projekts aufzuzeigen und diese den Chancen und Risiken gegenüberzustellen, die sich aus dem Markt ergeben. So ist sie auch für bereits bestehende Unternehmen ein hilfreiches Tool für die Erstellung eines internen Stärken-Schwächen-Profils sowie einer externen Umfeld-Analyse. Gleichermaßen hilft die Analyse-Methode bei der Positionierung der eigenen Aktivitäten gegenüber dem Wettbewerb. Startups und jungen Gründern kann sie einen Überblick über die potentiellen Einflussfaktoren auf den Erfolg der Gründung geben. Wichtig ist hierbei zu wissen, dass Stärken und Schwächen als interne Einflussfaktoren aktiv beeinflusst werden können, während Social-Entrepreneure auf externe Faktoren wie Chancen und Risiken vielmehr nur reagieren können. Kurzum: Neben Vorteilen kann die Durchführung einer SWOT-Analyse auch Nachteile beinhalten. Bevor es also losgeht mit der eigenen Projektanalyse, sollte man genau die Pros und Kontras der für die eigenen Zielsetzungen abwägen.
Die führe ich eine SWOT-Analyse durch?
Die Gegenüberstellung der internen und externen Analyse von Einflussfaktoren erfolgt mit Hilfe der sogenannten SWOT-Matrix. Sie zeigt auf, ob ein bestimmter Trend hinsichtlich der Stärken und Schwächen des jeweiligen Unternehmens eine Chance oder ein Risiko darstellt. Basierend auf der Matrix können Gründer dann einen Plan erstellen, wie von den drei bis vier wichtigsten Chancen profitiert werden kann und auf die drei bis vier größten Risiken reagiert werden soll. Im besten Fall wird die Analyse von einem kleinen Team gemeinsam durchgeführt. So können verschiedene Sichtweisen in die Betrachtung einfließen. Im Detail läuft die Erstellung der Matrix wie folgt ab:
Schritt 1: Die Ermittlung interner Stärken und Schwächen
Im ersten Schritt ermittelt das SWOT-Team die vorhandenen Stärken und Schwächen. Dafür können die folgenden Fragen behilflich sein:
Schritt 2: Die Ermittlung externer Chancen und Risiken
Nach der internen Betrachtung folgt dann der etwas schwierigere Teil: die Umfeld-Analyse. Sie erfordert gute Kenntnisse über den eigenen Markt mitsamt seinen Trends. Prinzipiell geht es in dem Schritt darum, Trends und Veränderungen zu erkennen, die für das eigene Start-Up relevant sind. Dabei ist es als Entrepreneur hilfreich zu überlegen, welche stattgefundenen oder erwartbare Entwicklungen das eigene Projekt positiv oder negativ beeinflussen können. Diese Chancen und Risiken können dabei ganz unterschiedlicher Art sein. Wie etwa:
- Politisch durch geänderte gesetzliche Regelungen (Zölle, Einfuhrbestimmungen, Umweltstandard, Währungsveränderungen)
- Marktbezogen durch den Austritt oder Eintritt von Wettbewerbern, der Veränderung der Marktgröße, der Weltmarktpreise oder der Kaufkraft
- Ökologisch durch Naturkatastrophen wie Dürre oder Überschwemmungen
- Sozial durch veränderte Bedürfnisse der Kunden, gesellschaftliche Entwicklungen, oder durch demographischen Wandel.
- Technologisch durch neue technische Standards oder neue Herstellungsprozesse
Das Analyse-Team kann die nun erkannten Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken etwa in einer einfachen Tabelle festhalten.
Schritt 3: Das Zusammenführen der Markt- und Unternehmensbetrachtung
Im nächsten Schritt geht es um die Verbindung der internen und externen Analyse. Dabei sollte nun an erster Stelle stehen einen Weg zu finden, sowohl den Nutzen aus Stärken und Chancen zu maximieren als auch den Verlust aus Schwächen und Gefahren zu minimieren. Die Frage muss also lauten: Wie kann man mit den gegebenen Ressourcen auf Veränderungen reagieren? Um diese Frage zu beantworten, werden die jeweiligen Felder miteinander kombiniert und es entstehen vier mögliche Strategien.
Bei der Entwicklung der jeweiligen Strategie geht es grundsätzlich um die Überlegung, mit welchen Maßnahmen ein Unternehmer plant, Risiken zu begegnen und Chancen zu nutzen. Dabei ist es wichtig, Worst- und Best-Case-Szenarien aufzustellen. Im Einzelnen sehen die vier Handlungsoptionen folgendermaßen aus:
- SO-Strategie // Strenghts + Opportunities: Stärken einsetzen, um Chancen wahrzunehmen
In der sogenannten SO-Strategie, dem Idealfall, identifiziert das Analyse-Team Chancen, die zu den Stärken des Unternehmens passen. So lässt sich zum Beispiel vorhandenes Wissen im Bereich umweltfreundlicher Produktion (Stärke) optimal dem Trend zu einem höheren Umweltbewusstsein (Chance) zuordnen. - WO-Strategie // Weaknesses + Opportunities: Schwächen abbauen, um Chancen zu nutzen
Der Gedanke hierbei ist, wie Chancen trotz interner Schwächen realisiert werden können. In dieser Strategie muss sich das Gründerteam überlegen, welche Schwächen wie abgebaut werden müssen, um von externen Chancen profitieren zu können. So ist in einem schnell wachsenden, innovativen Markt (Chance) ist eine lange Markteinführungszeit (Schwäche) eher hinderlich, kann aber durch das Eingehen von Kooperationen verkürzt werden. - ST-Strategie // Strengths + Threats: Stärken anwenden, um Risiken abzuwenden
Eine weitere Strategie besteht darin, die vorhandenen Stärken zu nutzen, um externen Risiken zu begegnen. Beispielsweise können stabile und partnerschaftliche Lieferantenbeziehungen (Stärke) von Vorteil sein, um potentielle neue Wettbewerber (Risiko) auszubremsen oder vom Markteintritt abzuhalten. - WT-Strategie // Weaknesses + Threats: Schwächen abbauen, um Risiken zu reduzieren
In der ungünstigsten Kategorie geht es um die Frage, welche Gefahren das Unternehmen unbedingt vermeiden muss, da die entsprechenden Stärken fehlen. Die Strategie lautet in dem Fall: Schwächen reduzieren, um Risiken abzumildern. Wenn ein Unternehmen seine Produkte etwa bereits zu einem überhöhten Preis anbietet (Schwäche) aber Produktionskosten aufgrund bestimmter Ereignisse vermutlich weiter steigen werden (Risiko), sollten Überlegungen gemacht werden, wie der Preis anderweitig auf dem gleichen Niveau gehalten werden kann oder ob das Produkt vom Markt genommen werden sollte.
Die richtige Analyse nicht nur fürs eigene Projekt: Das Beispiel „Urban Gardening“
Die SWOT-Analyse eignet sich nicht nur zur Erstellung eines Stärken-Schwächen-Profils und der Umfeld-Analyse einzelner Unternehmen, sondern kann sie genauso auf ein gesamtes Handlungsgebiet Anwendung finden, wie zum Beispiel im Urban Gardening. Die Analyse verläuft dann etwas genereller und nicht in Bezug auf Konkurrenten.
Unter Urban Gardening versteht man die Nutzung städtischen Gebiets für den Anbau von Nutzpflanzen, Kräutern, Obst und Gemüse. Neben dem ökologischen und klimaneutralen Anbau von Lebensmitteln tragen die Gärten zur Stadtentwicklung und sozialen Teilhabe bei. Einige Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken, die sich ergeben können, sind in der Abbildung gesammelt.
SO-Strategie: Verknüpfung von Stärken und Chancen
- Urbane Gärten sind Orte des sozialen Zusammentreffens und Austauschs (Stärke). In Workshops können neue Teilnehmer, wie zum Beispiel Migranten, ihr Wissen über Naturheilkräuter und alternative Anbaumethoden weitergeben. Dadurch kann wertvolles, neues Wissen generiert werden (Chance).
- Das positive Image von urbanen Gärten in der Gesellschaft (Stärke) kann dazu beitragen, ungenutzte Flachdächer oder Grünflächen von Unternehmen, die sich lokal engagieren wollen, zur Verfügung gestellt zu bekommen (Chance).
WO-Strategie: Verknüpfung von Schwächen und Chancen
- Gründer von urbanen Gärten haben oft wenig Zeit, da sie für ihre Existenzsicherung ein zweites Standbein brauchen (Schwäche). Die Chance, Förderungen zum Beispiel durch Kommunen zu bekommen, ist jedoch meist mit hohen persönlichen Aufwand verbunden. Da Förderungen jedoch auch dazu beitragen, diese Schwäche abzubauen, müssen Gründer versuchen, Zeit für solche Aufgaben freizuschaufeln.
ST-Strategie: Verknüpfung von Stärken und Risiken
- Der „nomadische Anbau“ der Pflanzen in alten Kisten, Reissäcken oder selbstgebauten Hochbeeten trägt zur Mobilität von urbanen Gärten bei (Stärke). Indem explizit darauf geachtet wird, dass der Garten schnell ab- und wiederaufbaubar ist, kann der Garten im Fall von Bauvorhaben (Risiko) an einem anderen Ort fortgeführt werden.
WT-Strategie: Verknüpfung von Schwächen und Risiken
- Eine Schwäche von urbanen Gärten ist der Bedarf an kontinuierlicher Pflege. Witterungs- und standortabhängig können Frost, Dürre oder Stürme die Ernte zerstören (Risiko). Da die beständige Pflege und Vorbereitung auf Jahreszeiten Einfluss darauf haben, ob ein Garten überlebt, ist es notwendig, diese Schwäche abzubauen, z.B. indem Zuständigkeitspläne erstellt werden oder unabhängige Bewässerungssysteme angelegt werden.
Ob für das eigene Unternehmen oder für die Umsetzung gesellschaftlicher Interessen – die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen und zu wissen wie sie sich am besten einsetzen lassen, ist immer das Fundament erfolgreichen Handelns. Jedenfalls dann, wenn das eigene Projekt nicht nur eine gute Idee bleiben, sondern sich langfristig und erfolgreich behaupten soll. Essentiell dafür ist es, den Weg zur optimalen Strategie zu finden. Die richtigen Schritte dorthin stehen schon mal fest.
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