Nicht jedes Startup feiert eine Erfolgsgeschichte – denn Scheitern gehört mehr zum Gründen dazu als der Erfolg.
Nur jeder zehnte Gründer ist langfristig erfolgreich. Das heißt also, 90% aller Gründer scheitern. Aber haben wir regelmäßig von gescheiterten Gründern gehört, gelesen oder über sie gesprochen? Nein, leider nicht. Denn Scheitern ist in unserer Kultur noch immer kein Grund, trotzdem stolz zu sein, es zumindest probiert und meist viel gelernt zu haben. Wer gescheitert ist, der hat meist schlichtweg versagt.
Doch damit tut man den Gescheiterten Unrecht. Denn das Ende gehört zu den meisten Projekten genauso dazu, wie der Anfang eben auch. Mal dauert es länger, mal geht es schneller aber bei den meisten Unternehmungen gehört das Aus zur Unternehmensgeschichte.
Euphorie und Enttäuschung liegen oft sehr nahe beieinander, im Leben generell aber vor allem bei der Verwirklichung einer eigenen Idee. Kleine Erfolge werden schnell und gerne gefeiert, Missstände lassen sich wiederrum gut ignorieren und das so lange, bis man nicht mehr darüber hinweg sehen kann und oft ist dann das Ende bereits in Sicht. Wer scheitert hat meist gar nichts falsch gemacht – sondern mehr richtig, als alle anderen. Denn auch wenn es eine Floskel ist, so gilt immer noch: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“. Nichtsdestotrotz ist die „Kultur des Scheiterns“ immer noch ein schwieriges Thema, obwohl wir alle davon profitieren könnten, und lustvoll Scheitern salonfähig werden würde. Denn was für Gründer gilt, lässt sich auch schnell auf unseren Lebensalltag übertragen. Mehr Mut haben, Dinge anzugehen und umzusetzen, würde uns allen gut tun, denn nur wenn wir etwas tun, kann es auch besser werden.
Die meisten erfolgreichen Gründer sind mindestens einmal gescheitert, bevor sie erfolgreich wurden. So zum Beispiel gründeten die bayerischen Müsli-Könige von mymüsli zunächst in Passau eine vollautomatische Videothek, bevor sie anfingen ihr Körnerimperium aufzubauen. Das eine hat zwar auf den ersten Blick mit dem anderen wenig zu tun. Aber Mut und, nennen wir es „Scheiterfreudigkeit“, lassen sich übertragen und tatsächlich erlernen.
Im Schnitt werden mehr als 70 Prozent der deutschen Startups nicht älter als 2,8 Jahre. Das impliziert, dass mehr als drei Viertel der Gründungen scheitern. 88 Prozent aller Startups werden nicht älter als fünf Jahre. Nur jeder zehnte Gründer feiert also langfristigen Erfolg mit seiner Unternehmung. Und trotzdem werden fast nur die Erfolgsgeschichten gefeiert und publiziert.
Aber warum scheitert man überhaupt? Auch wenn es viele persönliche Gründe geben kann zu scheitern, so potenzieren sich doch meist verschiedene, und auch ähnliche Faktoren, die hauptsächlich dazu beitragen, dass es nicht mehr weiter geht.
Es ist nicht einfach sich von seiner ersten, erfolgsversprechenden Idee zu trennen, sie anzupassen oder so weit zu verändern, dass von dem ursprünglichen Konzept nichts mehr übrig bleibt – auch wenn das oft notwendig ist, um erfolgreich zu werden. Viele halten an ihrem „Baby“ fest, so lange, bis es gar nicht mehr weiter geht.
Viele Gründer zum Beispiel entwickeln Produkte für Märkte und Zielgruppen, die es gar nicht gibt. Oft stürzen sich die Teams begeistert in die Entwicklung eines Produktes, ohne zu wissen, ob es dafür überhaupt einen Markt oder ein Käufer für ihr spezifisches Produkt gibt. Die Entwicklung im stillen Kämmerlein zusammen mit Menschen, die auch für das Projekt oder Produkt brennen, ist meist einfacher, als sich der Realität zu stellen, potenzielle Nutzer zu befragen und negatives Feedback zu erhalten. Friends and familiy werden erst einmal immer Fan davon sein, was man tut! Aber letztendlich wird kein Startup ohne Markt funktionieren. Meist wird das erst erkannt, wenn schon längst viel Geld und Zeit in die Entwicklung eines Produkts geflossen ist, welches nie am Endkunden getestet wurde. Dieses Problem kann aber frühzeitig angegangen werden, indem man den Nutzer von Anfang an in die Entwicklung einbindet.
Viele Unternehmen ändern auch im Laufe der Zeit ihr gesamtes Geschäftsmodell, weil sie merken, dass die ursprüngliche Idee auf dem Markt doch nicht funktioniert. Und so kommt man dann eben von einer Videothek zum Müsli.
Auch finanzielle Probleme sorgen oft dafür, dass Startups frühzeitig aufgeben. Geschäftsmodelle werden falsch kalkuliert oder es fehlt einfach an der nötigen Anschubfinanzierung, um das erste wichtige Jahr zu überstehen. Unternehmen brauchen Zeit, sich zu etablieren und bevor man gewinnbringend wirtschaften kann, gilt es durchzuhalten – eben auch finanziell. Das ist in München leider immer noch schwieriger als anderswo.
Ein weiterer, sehr wichtiger Punkt für das Scheitern von Startups ist das Team. Ein Viertel aller gescheiterten Startups, geben auf, weil sie Probleme im Team haben. Oft wird zu wenig Zeit mit der Auswahl des Gründerteams verbracht und es wird keine „Teamkultur“ gepflegt wie zum Beispiel in Form von Feedbackrunden oder Teambuilding-Events. Anfangs sind alle euphorisiert und haben sich lieb – aber mit den ersten echten Herausforderungen kippt dann meist die Stimmung und die ersten werden das Schiff verlassen, auch wenn es vielleicht noch gar nicht sinkt. Die Gründung eines Unternehmens kostet Kraft und Nerven, wenn man keine „Streitkultur“ pflegt, ist der große Knall oft vorprogrammiert. Sein Team sollte man hegen und pflegen, denn es ist letztendlich das wichtigste Kapital eines jeden Startups.
Dazu kommen dann meist zusätzliche Faktoren wie falsche Prioritätensetzung, mangelndes Detailwissen der Branche oder des eigenen Produktes sowie falsche Kalkulationen und ungenaue Businesspläne. Beratungsstellen wie die IHK, StartUp-Zentren von Hochschulen und Universitäten in fast jeder größeren Stadt oder aber auch das Arbeitsamt können mit Weiterbildungen und Beratung Abhilfe schaffen und Wissen vermitteln um diese Fehler zu vermeiden. Manchmal, da geht einem aber auch einfach die Energie aus. Manch einer schafft es dann vielleicht wie zum Beispiel Useley, eine Münchner Plattform auf der man u.a. GoPros, Kameras und Beamer ausleihen konnte, weiter zu verkaufen. Oft aber verschwinden die Projekte einfach wieder von der Bildfläche.